Herr Wolf, wozu noch Notärzte, wenn Sanitäter so gut ausgebildet sind?

Heinz Wolf ist Landesrettungskommandant in Tirol
Heinz Wolf ist Landesrettungskommandant in Tirol

Die Frage stellt sich in dieser Form für mich nicht. Sanitäter und Notärzte sind in Österreich gemeinsam als Einsatzteam tätig und stellen damit eine hoch qualifizierte, präklinische medizinische Versorgung sicher, die internationalen Standards entspricht. Es geht also nicht darum, Sanitäter statt Ärzte einzusetzen.
Es geht darum, auch im Bereich des Sanitätspersonals hohe Fachkompetenz sicherzustellen. In meiner bereits sehr langen Tätigkeit im Roten Kreuz konnte ich die überaus positive Entwicklung unseres Notarztwesens in Österreich sehr gut mitverfolgen und war bereits vor über 30 Jahren als Sanitäter mit entsprechenden Zusatzausbildungen in einem Notarztsystem tätig. Den Rettungs- und Notfallsanitäter, wie er heute im Sanitätergesetz definiert ist, gab es damals noch nicht. Besonders wertvoll ist, dass wir in Österreich auch Freiwilligen den Zugang zur Notfallsanitäterausbildung ermöglicht haben. Das unterscheidet uns von anderen Ländern. So ist die Qualifikation zum Rettungsassistenten in Deutschland nur für hauptberufliche Mitarbeiter möglich. Es muss gesagt werden, dass unser Rettungswesen in dieser Qualität ohne den Anteil von Freiwilligen gar nicht finanzierbar wäre. Ich bin auch in der Ausbildung von  Notfallsanitätern tätig und erkenne dabei bei unseren Mitarbeitern immer eine sehr hohe Motivation, diese Qualifikation zu erreichen.
Ich erlebe Rettungssanitäter, die lange Ausbildungen auf sich nehmen. Hier werden für Blockkurse während der Woche Urlaubstage aufgewendet und dann noch zusätzlich viele Wochenenden investiert, um die Qualifikation „Notfallsanitäter“ zu erreichen – einfach, um noch besser für unsere Patienten in Notfallsituationen vorbereitet zu sein. Das ist ein entscheidender Vorteil für unser Rettungswesen und für die Patienten, die auf diese Weise mit höchstem Engagement und hoher Fachkompetenz versorgt werden können.