Sensibilisierung oder der Imam und der Pastor im CAR

Sierra Leone ist anders, es ist arm, es hat Cholera, Dengue, Malaria und Ebola… und es hat Glauben an die Hoffnung.Treffen  mit allen Religionen

Letzten Dienstag kam es in Kailahun zu einem der wichtigsten Treffen der letzten Wochen. Ueber 50 Imame, Pastoren und Priester kamen zusammen, um uns- dem Roten Kreuz- zum Thema Ebola zu lauschen.

Man muss dazu sagen, dass Sierra Leone ein sehr interessantes Land im Hinblick auf Religion ist. Es gibt einen Sprecher (auch in Kailahun), der im Namen ALLER Religionsvertreter spricht. Es ist ein nettes Miteinander..

Das RK hat, da wir ja neutral sind, alle Gruppen eingeladen und es sind alle gekommen- so um 10 mehr als eingeladen. „Das Rote Kreuz sei die erste Organisation gewesen, die die spirituellen Oberhäupter kontaktiert habe“. Mit Information, Diskussion und Beantwortung aller Fragen dauert alles knapp 5 Stunden und alle Parteien verliessen das CAR Center mit dem Versprechen, die Informationen über die Krankheit in Moscheen und Kirchen zu verbreiten. Es wird auch gemeinsame Radioauftritte aller Religionen hier geben. Damit wurde eine der wichtigsten Quellen zur Informationsweitergabe angezapft. Aehnliche Veranstaltungen wurden auch mit einigen Frauengruppen- vermutlich DIE wichtigste Gruppe zur Verbreitung der Infos-, Polizisten und anderen NGOs abgehalten.

Der geneigte Leser fragt sich jetzt: Was ist CAR? Das steht fuer Children Advocacy and Rehabilitation Center, dass 150 ehemaligen Kindersoldaten und auch Kindern, die keine Chance hatten, in die Schule zu gehen- für jeweils 1 Jahr die Chance gibt, Lesen und Schreiben zu lernen, Nähen, Schreinern, Stofferzeugung,… Alles in allem eine tolle Einrichtung des lokalen Roten Kreuzes, dass von Nancy einer robusten aber sehr netten Dame geführt wird. Jeder Lehrer sei gleichzeitig auch Ansprechpartner fuer die Kinder und habe eine spezielle psychologische Ausbildung.

Aber zurück zu Ebola. Abgesehen von uns sind auch andere Partnerorganisationen hier vorort. Gerade wurde eine kleine Ebolaklinik eroeffnet, um den Patienten den über 2 Stunden dauernden Weg nach Kenema zu ersparen. Auf der anderen Seite werden von uns laufend neue Kollegen darin geschult eine überprüfung von Leuten, die mit Ebola in Kontakt waren durchzuführen. Die sogenannten „Tracer“ dokumentieren 21 Tage lang täglich, ob sich bei bei Familienmitgliedern von Erkrankten Symptome zeigen. Danach sollte keine Gefahr mehr bestehen. Ein Job, der an sich nicht wirklich Freude macht. Daher hat Ferdinand, unser Finnischer Kollege, der für psychologische Betreuung zuständig ist, beschlossen, dass wir versuchen werden auch mit meiner Hilfe eine Art Peersystem auf die Beine zu stellen. Das heisst: sollte bei den Tracern Redebedarf bestehen, werden Kollegen da sein, um ihn zu unterstützen. Dies ist ein System, dass beim Roten Kreuz schon seit Jahren sehr grossen Zuspruch hat.

Gestern hatten wir mit den Motorbikern eine Trainingseinheit am Markt. Das sind mehr oder weniger die Taxifahrer. Da wir vorwiegend die Kollegen vom lokalen Roten Kreuz lehren lassen wollen, versuchen wir uns im Hintergrund zu halten und bei Fragen da zu sein. Hat nicht wirklich mit Faulheit zu tun, sondern sie müssen auch weiter machen, wenn wir schon lange wieder im kühlen Norden sind. Nach 5 Minuten etwas abseits hatte ich in Nullkommanichts eine Konkurrenzveranstaltung am Laufen. Erst fragte der Security Mann, P1020409dann ein anderer und am Ende waren es 8-10 gesamt, die laufend mehr oder weniger wurden. Es war nett und die Leute hungern nach Information. Zeitungen sind nicht zielführend, da die Gruppe der Analphabeten bei 70 % liegt. Also Infos via Radio, Erzählungen und via Schulen.. Aber die sind leider geschlossen, weil Eltern Angst um ihre Kinder haben.

Aus meiner Sicht ist die Situation hier unter Kontrolle- wir sind weit weg von Normalität, aber auch sehr weit weg von Chaos oder Panik.

Ferdinand hat bei den Priestern und Co. von Hoffnung gesprochen. Das wollen Leute hoeren- nicht über Mortalität oder Letalität, sondern von den 17 die bisher überlebt haben und wieder heim durften… Deshalb heisst er hier nur noch Mr. Hope.. und es gibt sicher wenig schönere Namen hier in Kailahun. Also let us all be Mr. & Mrs. Hope.

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